Globe
2005 hatte ich zweimal die Gelegenheit im Anschluss an geschäftliche Verpflichtungen ein paar Tage Motorrad zu fahren. Die jeweils zur Verfügung stehende Zeit war sehr knapp bemessen, eine grosse Abenteuerreise im Stile einer Canning Stock Route lag deshalb natürlich nicht im Bereich der Möglichkeiten. Das rettet mich davor, zugeben zu müssen, dass ich wahrscheinlich fähigkeitsmässig auch bei ausreichenden Zeitverhältnissen nicht in der Lage gewesen wäre diese Hardcorestrecke zu meistern. Was sich unter den gegebenen Rahmenbedingungen anbot, waren beim ersten Aufenthalt im April verschiedene kürzere Touren, Start und Ziel in Sydney, dazwischen aber mit Canberra als Basis. Beim zweiten Besuch im Dezember startete ich in Melbourne und fuhr in mehreren, nicht ganz gradlinigen Etappen nach Sydney.
Zum Bericht
Die Berichte sind in Abschnitte unterteilt, die sich einzeln und in wenigen Tagen fahren lassen; die meisten von uns haben ja nicht monatelang Zeit, sich „down under“ zu vergnügen.
Allgemeine Infos finden sich separat.
Trotz der Kürze des Aufenthaltes hat es sich gelohnt, um ein paar Erfahrungen reicher bin ich wieder in die Schweiz zurück gekommen
Meine zweite Tour durch Australien starte ich im Winter in Zürich und fliege in den Sommer von Melbourne. Die ersten Übernachtungen in der Herberge von St. Kilda verwende ich zur Aklimatisation. Es hat massig Leute und ich erfahre noch in der ersten Nacht, dass mein Zimmer direkt an ein Tanzlokal mit Bumbum-Geräuschen bis etwa 3 Uhr morgens angrenzt. Das nennt sich also Ritz. Ich glaub ich werde wirklich langsam alt.
Ich bin gestern, Samstag, angekommen, und muss noch bis morgen warten, bis ich das Moped abholen kann. Also leihe ich mir mal ein Fahrrad aus und versuche die Stadt etwas zu erkunden. Im Stadtzentrum ist die Hölle los. Der Toy Run findet heute statt, eine Wohltätigkeitsveranstaltung, mit ähnlicher Hintergrundidee wie der Love Ride hier in der Schweiz. Motorradfahrer von nah und fern kommen zusammen, haben es gut und spenden, in erster Linie eben Toys, für bedürftige Kinder. Und es sind Tausende die dem Ruf des Veranstalters gefolgt sind, von der gepflegten Harley, über luxuriös ausgestattete Goldwings, getunte Racer und Street Fighter bis hin zu Reiseenduros und kaum strassentauglichen Dirt Bikes.
Gegenüber der Flinder Street Station sind ebenfalls Kinderspiele aufgebaut, man hat das Gefühl Australien hat einen Altersdurchschnitt von etwa 12 Jahren. Bevor ich mich via Hafen und Küstenstrasse wieder auf den Rückweg mache, schau ich mir noch schnell den Weg zum Mopedgeschäft an, bei dem ich morgen die BMW übernehmen kann.
Kurz vor St. Kilda hole ich mir dann tatsächlich fast noch meinen ersten Sonnenbrand. Ich schaue etwas zu lange beim Beach Volleyball zu, geniesse ein Eis und lass die anderen schwitzen.
Montag Morgen. Ab heute habe ich endlich wieder einen Motor. Noch ist es zu früh, um zum Geschäft zu gehen, also organisiere ich mir einen Take Away Kaffe und setze mich noch etwas an den Strand. Kurz nach 0700 mache ich mich dann auf den Weg. Nach einem kilometerlangen Fussmarsch von der Jugendherberge in St. Kilda’s (gerade südlich des Formel 1 gewohnten Albert Parks) nach North Melbourne kann ich die BMW in Empfang nehmen.
Als erstes unternehme ich mal eine kleine Erkundungstour auf der Ost-Seite des Port Phillip Bay bis zu einer kleinen Serpentinenstrasse zum Arthurs Seat. Es ist dies eine der wenigen signifikanten Erhebungen, von der man dann auch etwas sieht.
Heute schon irgendwohin loszufahren lohnt sich nicht mehr. Zu gross sind die Entfernungen zwischen den interessanten Punkten. Ausserdem muss ich morgen früh noch ein Referat bei DSTO (Defence Science and Technology Organisation) für meinen damaligen Arbeitgeber (LABOR SPIEZ) halten. Ich erkunde deshalb Melbourne und seine nähere Umgebung noch etwas.
Nun also sind alle Pflichten erledigt. Es kann losgehen. Von Melbourne aus startend will ich nun die Great Ocean Road erkunden, die Apostel sehen. Die Strecke nach Geelong und nach Süden drehend nach Torquay ist nicht wirklich spannend, meist gerade und durch viel Verkehr gekennzeichnet. Von Torquay, Grobrichtung Südwest, verläuft die Great Ocean Road. Allerdings komme ich bald zur Erkenntnis, dass es eine Road und einen Great Ocean gibt, die aber nicht soviel mit einander zu tun haben, wie mir lieb wäre. Meist verläuft die Strecke einige Hundert Meter bis einige Kilometer im Landesinnern. Ich habe mir falsche Vorstellungen gemacht, dachte, die Strecke verlaufe permanent am Wasser, mit einer Million Kurven pro Kilometer. Dieses Feeling kommt aber nur für einige Kilometer zwischen Lorne und Appolo Bay auf. Insgesamt bin ich enttäuscht.
Die Felsstrukturen der 12 Apostel entschädigen dafür. Die Darstellung der Erosion durch Wind und hier vor allem durch Wasser ist beeindruckend, und ein kurzer Spaziergang an die Abruchkante zum Strand lohnt sich.
Nach Port Campbell ist es nur noch ein Katzensprung, auf der saftig grünen Wiese vor der Jugi mache ich die nächste Pause.
Auf dem Weg zu den Grampians, viele lange gerade Kilometer sind abzuspulen, bietet sich dann ganz plötzlich doch noch etwas Abwechslung an. Knapp auf der Höhe des Dörfchens Penshurst hat es einen kleinen Hügel, wohl vulkanischen Ursprungs, den hochzufahren für eine kleine Pause sich zu lohnen verspricht. Oben angekommen bietet sich dann tatsächlich eine schöne Aussicht in die Weiten der australischen Ebene. Leicht anders als in der Schweiz…
Von Dunkeld fahre via Victoria Valley Road westlich des ersten Hügelzuges weiter nach Norden. Hier bietet sich nun wieder die Möglichkeit meinen Weg auf unbefestigten Strassen fortzusetzen. Und schliesslich begebe ich mich auf die in der Karte nur noch als feine, gestrichelte Linien verzeichneten Tracks um durch die Hügel ostwärts nach Halls Gab zu gelangen, meinem heutigen Ziel.
Die Fahrt ist wunderschön, man muss aber etwas aufpassen, es hat auf diesen nicht so häufig befahrenen Pisten die eine oder andere Überraschung indem hartgepresster Untergrund plötzlich in feinen Sand übergeht. Schlagartig droht das Vorderrad zu versinken aber ein kontrollierter Gasstoss trägt mich über die meist nur wenige Meter grossen Fallen hinweg ohne dass ich in grössere Nöte komme. Mit der Packung bin ich ohnehin Hecklastig, was das Problem etwas entschärft.
Nachdem ich in Halls Gap ein Motelzimmer bezogen habe, mache ich mich nochmals auf die Räder, es ist mir noch zu früh, mich schon hinzulegen. Es ist hier zu erwähnen, dass Halls Gap neben Zeltplätzen eine Unzahl Unterkunftsmöglichkeiten bietet. Schliesslich ist es der Ausgangspunkt für alle Aktivitäten in den Grampians, seien es Klettern, Wandern, Fahrrad- oder Motorrad Touren.
Mein Ziel ist der Mount Difficult, den ich auf kleinen Pisten zu umrunden beabsichtige. So klein sind die Routen dann doch nicht, sie entsprechen einem Normalen Waldweg, wie wir sie in der Schweiz auch finden. Es ist mehrheitlich bewaldet, bietet aber am einen oder anderen Aussichtspunkt super Motive für Landschaftsaufnahmen.
Nach der erfolgreichen Umrundung des Mount Difficult im Gegenuhrzeigersinn und einer kleinen Pause am „Zumstein“ Rastplatz drehe ich nach Norden. Ich gelange am Nordwestende der Grampians wieder ins Flache Umland der Grampians, drehe wieder nach Osten in Richtung Rose Gap. Dabei passiere ich immer wieder verlassene Behausungen. Die ehemaligen Besitzer/Bewohner haben sich offensichtlich nicht die Mühe des Aufräumens und Abfallentsorgens machen wollen. Meist sind diese Ruinen zugemüllt. Ab Rose Gap fahre ich wieder südlich in Richtung Halls Gap.
Die Bodenfarbe hat sich verändert. Um den Mount Difficult, wie vorher auch im Victoria Valley waren die Pisten typisch sandfarben, beige. Hier hat es offenbar mehr Eisen im Boden, der Untergrund der Piste ist intensiv rostrot, ein schöner Kontrast mit dem Pflanzengrün der angrenzenden Vegetation.
Bald darauf bin ich zurück in Halls Gap und schaue mir vor dem zu Bett gehen den Ort noch etwas an.
Ich wusste ja, dass es kein Frühstück geben würde. Also habe ich mich beim Tanken gestern Abend auch noch gleich mit den wichtigsten Versorgungsgütern für die kommenden Tage ausgerüstet und die Unterkunft bezahlt. Noch schnell einen Kaffee reingezogen und um etwa Zehn nach sechs sitze ich im Sattel. Dies ist wichtig, heute sind wieder ein paar lange Kilometer bis südöstlich von Melbourne zurück zu legen.
Das heutige Ziel liegt beim südlichsten Punkt von Festlandaustralien, auf der Halbinsel, die gemeinhin Wilsons Prom genannt wird.
Ich habe nicht vor, den gleichen Weg zurück zu nehmen. Die 12 Apostel will ich aber nocheinmal besuchen, da bei der Hinfahrt der Himmel etwas bedeckt und die Fotos nicht so überzeugend raus gekommen sind. Ich fahre also auf kleinen Strassen in etwa parallel aber weiter östlich zum Hinweg wieder südlich bis nach Port Campbell, von dort auf der Great Ocean Road.
Heute ist tatsächlich ein besserer Tag, es gelingen ein paar schöne Aufnahmen. Wie schon erwähnt hat mich aber die Great Ocean Road nicht restlos überzeugt. Ich wähle also auch hier eine Alternativroute für den Rückweg.
Nach einer Pause bei Apollo Bay fahre ich noch wenige Kilometer bis nach Skenes, dort aber biege ich nördlich ab. Über den hinter der Küste liegenden Hügelzug des Mount Sabins fahre ich, endlich wieder auf Kiespisten, weiter nach Osten.
Hui, fast hätte ich vor lauter Riesenfahrne-bestaunen den Ast übersehen. Aus dem Augenwinkel sehe ich aber noch , dass sich der aber bewegt. Eine Schlange, muss wohl tot sein, sonst wäre die doch nicht liegengeblieben. Ich halte mal an, vielleicht gibt’s ja ein gutes Bild, es ist die erste Schlange, die ich in Australien zu Gesicht bekomme. Ich bin doch etwas erstaunt, dass sich das Teil bewegt, und nun doch abhauen will. Also, Fuss davor gestellt, auch wenn sie beissen sollte, ein Endurostiefel dürfte schwer zu knacken sein. Und nun ein Bild, dann lasse ich sie kriechen, man soll es ja nicht zu fest herausfordern, das Schicksal. Zurück in Sydney werden mir meine Kollegen dann aber noch den Schrecken einjagen, es sei eine der giftigsten Schlangen, eine Brown Snake, und die beisse nicht, sie spucke das Gift Richtung Augen… Nun gut, Spucken, respektive Ausblasen, von Gift ist meines Wissens eher die Sache einiger Kobra Species, ein Taipan wird’s nicht gewesen sein, der lebt nicht so weit im Süden. Vom Verbreitungsgebiet her könnte es allenfalls auch eine Redbellied black Snake sein, vielleicht weiss es jemand, der diesen Bericht liest.
Ich komme dann kurz vor ihrem Ende noch einmal auf die Great Ocean Road, folge aber nicht dem Weg zurück nach Melbourne, sondern fahre weiter in östlicher Richtung nach Queenscliff. Dort nehme ich die Fähre nach Sorento. Dabei habe ich ziemlich viel Glück und muss nur etwa 10 Minuten auf die nächste Abfahrt warten. Die ca. dreiviertelstündige Überfahrt ist genau die Pause, die ich jetzt brauchte. Ich habe auf der Mount Sabins Strecke doch recht viel Zeit verbraucht. Und so muss ich nun vorwärtsmachen, will ich vor der Abenddämmerung in Wilsons Prom ankommen. Ich nutze also die grösseren Verkehrsträger bis Meeniyan, dort biege ich nach Fish Creek ab. In Fish Creek nehme ich gleich neben der grossen Kreuzung ein Motel Zimmer. Es ist das Motel einzige am Ort.
Nach dem Bezug des Zimmers beschliesse ich, doch noch nach Wilsons Prom runter zu fahren. Der Nationalpark beginnt wenige Kilometer nach Fish Creek. Da ich so spät (es ist kurz vor 18 Uhr) unterwegs bin, muss ich keinen Eintritt mehr bezahlen. Ich fahre also gemütlich nach Süden. In den Büschen ist hin und wieder Bewegung wahrzunehmen. Wohl ein Wallaby oder ein Wombat beim Nachtessen.
Über die schöne, kurvige Strecke geht es bis zum Telegraph Saddle, dem südlichsten, mit motorisierten Gefährten erreichbaren Punkt am Mount Oberon. Von hier aus hat es nur noch Wanderwege, die bis zum südlichsten Punkt führen. Nach Nordwesten hin sieht man den Tidal River Zeltplatz, der ziemlich gross ist, und dennoch nicht überlaufen wirkt, da er sich in kleinere, durch Wald und Büsche getrennte Sektoren aufteilt.
Ich mache auf der Rückfahrt einen Abstecher über einen sandigen Trampelpfad zum Squeaky Beach. Beim offiziellen Parkplatz ertappe ich tatsächlich noch einen Wombat beim Znacht. Er lässt sich durch mich nicht im Geringsten stören, nicht mal durch den Fotoblitz lässt er sich von seinem Mahl abhalten.
Ich sollte nun langsam aber sicher den Rückweg antreten. Die Sonne ist weg und die Dämmerung legt sich langsam übers Land. Also genau die Verhältnisse, die prädestiniert sind für unliebsame Begegnungen mit Kangaroos. Wenige Kilometer später muss ich dann tatsächlich einen Schwarzen liegen lassen um so ein Dummes Tier nicht von seinem schusseligen Dasein zu befreien. Erst hoppsen sie parallel zur Strasse, um dann ziemlich unvermittelt in die Mitter derselbigen zu springen. Zum Glück wurde ich vorgewarnt, hatte das Tempo schon reduziert und so bleibt alles im grünen Bereich.
Zurück in Fish Creek gehe ich noch schnell was essen und dann liege ich flach.
Was | Wie | Bemerkung |
Flug | Direkt via Internet gesucht und gebucht. | Die Flughafensicherheit hat schon 2005 schräg geschaut, als ich mit der schweren Tourenjacke am Körper, den Endurostiefel am Fuss und dem Helm im Handgepäck erschien. Mit den verschärften Bestimmungen, die seither in Kraft getreten sind, dürfte es nicht einfacher geworden sein… |
Motorrad | BMW R 1150 GS | Von Melbourne nach Sydney |
Reiseunterlagen und Motorradbuchung | BIKEROUNDoz.com www.BikeRoundOz.com info@bikeroundoz.co.uk | Service bei allen 1 A; vor allem auch dann als ich nach dem Absteiger das Problem hatte. Man sollte sich aber unbedingt eine Nr. geben lassen, über die auch am Wochenende eine Erreichbarkeit sichergestellt wird. Übernahme: Garners 179 Peel Street North Melbourne Victoria 3051 T: +61 3 9326 8676 Abgabe: Bikescape (Halter) 183 Parramatta Road Annandale 2038 New South Wales T: +61 2 9669 1372 GPS: S 33°53’17,6‘‘ O 151°09’48,3‘‘ |
Motorrad | Yamaha XTZ 660 | Von Sydney nach Sydney |
Reiseunterlagen und Motorradbuchung | Motorrad gebucht via: GS-Sportreisen Arnulfstrasse 300 80639 München T: +49 89 27 81 84 84 F: +49 89 27 81 84 81 info@gs-sportreisen.de www.gs-sportreisen.de | Übernahme: A.&J. Sullivans, Sydney Parramatta nicht zu empfehlen! Die Garage, die das Fahrzeug stellte war in einem chaotischen Zustand, und ungünstige gelegen, das Abholen eine vielstündige Aktion! Das Fahrzeug selbst war in einem schlechten Zustand, es musste erst noch darauf bestanden werden, dass ein Motorschutzblech montiert wurde; während der gesamten Tour war unabhängig vom tatsächlich eingelegten Gang die Neutral-Leuchte an; nach einigen km auf Waschbrett-ähnlicher Piste ist ohne Koffer der entsprechende Träger (inkl. des daran montierten Blinkers) den Fibrationen zum Opfer gefallen; nach dem ersten Wasserkontakt des Unterbodens zog der Tank irgendwie Wasser (was aber erst nach erschöpfter Batterie, einem 10km Marsch und gütiger Unterstützung eines australischen Farmers entdeckt wurde. Es wird deshalb wird keine Angabe über dieses Geschäft hinterlegt. |
Von Fish Creek verabschiede ich mich früh und ohne Reue. Das Kaff gibt mit Ausnahme des Zugangs zu Wilsons Prom nicht wirklich was her. Das heutige Ziel ist Bright, vorher aber geht es erst mal weiter nach Osten, zur 90 Mile Beach. Die ist natürlich weder 90 Milen lang, ja noch nicht mal 90 Yards breit.
Allerdings bietet die Strecke von Seaspray nach Golden Beach, zwischen Marschland und Pazifik eine Hochgeschwindigkeitsstrecke, schnurgerade und dank der Büsche recht windgeschützt. Ausserdem hat es immer wieder kleine Schleichwege, die sich mit dem Bike gerade noch befahren lassen. Eine leichtere Maschine wäre aber besser, bisweilen versenke ich die BMW fast im weichen Sand.
Bei Golden Beach verlasse ich die unmittelbare Küste und wende mich nach der westlichen Umfahrung des Lake Wellington erst nach Osten, dann von Bairnsdale auf der B500, dem Great Alpine Road nordwärts Richtung Omeo.
Bei einer Pause in Omeo treffe ich einen Britischen Töffahrer, der die gleiche Maschine, eine 1150 GS vom Selben Halter in Sydney fährt, und plus minus die gleiche Strecke fährt, wie ich, aber in umgekehrter Richtung.
Je näher ich Hotham Heights komme, desto mehr ziehen sich Wolken zusammen. Und oben angekommen reicht es mir gerade, mich in den Strassentunnel zu flüchten, der als Skifahrerüberführung konzipiert wurde, um wenigstens am Trockenen einen Regenschutz zu montieren. Es ist schweinekalt hier oben, gerade so an der Wolkenuntergrenze. Zu allem übel gibt auch noch das Abblendlicht den Geist auf. So muss ich halt mit Scheinwerfer bis zur nächsten Garage fahren, wenigstens nehmen mich die wenigen Autofahrer trotz der Regenschleier wahr. Und das ist ja auch was.
Die Strecke runter nach Bright ist ebenso abwechslungsreich, wie der Streckenteil von Omeo bis hierher. Ich bin angesichts der zum teil engen und überraschend auftauchenden Kurven nicht unglücklich, dass ich hier mal wieder Teer und nicht Schotter unter den Rädern habe.
Von knapp 1850 Metern über mehr habe ich mich bis Bright auf nunmehr 330 Meter über Meer runter gekämpft. Es ist wieder warm und sonnig. Ich habe hier eine riesige Auswahl an möglichen Unterkünften und wähle mir ein etwas ausserhalb des Zentrums gelegenes B&B aus. Das Moped will ja auch sicher übernachten.
Ich entschliesse mich, zwei Nächte hier in Bright zu bleiben. Ich spüre das rechte Handgelenk etwas und will mir nicht zu viel zumuten. Ganz lassen kann ich das Fahren aber doch nicht. Der Mount Buffalo lockt mit seiner Schotterpiste. Und angeblich der besten Aussicht auf die Australischen Alpen, die man sich nur vorstellen könne.
Und in der Tat, die Strecke ist sehr schön zu fahren und am Gipfelparkplatz wartet sogar noch eine kleine Kletterei. Natürlich kann man auch die betonierte Treppe zum Gipfel besteigen, was aber weniger spannend ist.
Die Aussicht ganz oben ist vor allem Richtung Süden sehr schön. Der Mount Buffalo ist, wie in den Berner Alpen das Stockhorn, die letzte hohe Erhebung was einen grossartigen Rund- und Weitblick ermöglicht.
Anlässlich eines nachmittäglichen Sonnenbades an einem kleinen See , dem Lake Catani, auf halber Strecke schlafe ich ein und hole mir beinahe einen Sonnenbrand. In Bright besorge ich mir nach der Rückkehr deshalb erst mal eine Flasche After Sun Lotion…
Der gestrige Ruhetag hat mir gut getan. Die etwas überzogene Sonnendosis hat keine weiteren Schäden hinterlassen und ich setze mich gutgelaunt schon früh in den Sattel.
Zuerst nehme ich für einige Kilometer die B500 zurück Richtung Omeo, biege dann aber auf die C536, die Tawonga Gap Road links ab, um ins Kiewa Valley zu gelangen. Diese Strecke ist eine frühmorgentliche Kurvenorgie. Super zu fahren. Kurz darauf bin ich in Mount Beauty, das ich aber links liegen lasse um weiter nach Falls Creek zu fahren. Nach etwa 2/3 der Strecke ereilte mich dann aber mein Schicksal. Ich muss es wohl auf meine enthusiastische Unaufmerksamkeit schieben. Ich habe in einer offenbar frisch mit Rollsplit versehen Rechtskurve – weder markiert noch gut sichtbar – gleichzeitig die Haftung beider Räder verloren und mich unsanft rechts auf den Boden gelegt. Der Endurostiefel und der Ellbogenschoner haben ihren Zweck erfüllt, nur die Hüfte hat ein paar Schrammen weg. Den schwersten Schaden hat die Gummikuh (BMW) abgekriegt. Die Zylinderabdeckung rechts wurde arg abgeschmirgelt, hält aber durch. Nicht so die rechte Kofferhalterung. Zum Glück habe ich ausreichend Packriemen dabei, sodass sich der Koffer auf der Rolle vor dem Topcase befestigen lässt. Ich gehe aber doch zurück und nehme erst mal mit der Motorradvermietung Kontakt auf, Beschreibe den Schaden um zu klären, ob eine Notreparatur angezeigt ist. Zum Glück ist das nicht notwendig und ich setze die Reise in Richtung Tallangatta und weiter Richtung Mount Kosciuszko National Park fort. Das Päuschen auf der Staumauer von Falls Creek fällt aus (die Strecke ist aber unten trotzdem aufgeführt, es muss sich ja nicht jeder hinlegen).
Zwischen Corryong und Khancoban erkenne ich die Strecke, die ich letzten April gefahren bin wieder. Die Unsicherheit, die sich nach dem unfreiwilligen Absteiger eingestellt hat ist wieder vergangen und die Strecke ist purer Genuss. In Khancoban gehe ich zur gleichen Tankstelle wie letztes mal, munitioniere die BMW und mein Red Bull Depot wieder auf. Die Strecke ist abwechslungsreich, die Kurven fast durchgehend mit Geschwindigkeitsempfehlungen versehen. Wie sich herausstellt, können diese fast permanent um 10 bis 20 km/h überschritten werden, um ein flüssiges Fahren zu gewährleisten.
Entlang der Strecke hat es immer wieder halb versteckte Raststätten, bei denen auch ein Zelt aufgestellt werden könnte. Bei Tom Groggin ist der letzte solche Platz, bevor es wieder in die Berge geht. Es hat hier neben dem beschaulichen Bach eine „zeltfähige“ Fläche. Bei Regen ist es aber sinnvoller sich in einer der vorhandenen, offenen Blockhütten trocken zu halten. Bei guten Temperaturen, aber wieder rund einer Milliarde Fliegen pro Quadratzentimeter bietet sich mir nur eine Pause an, bevor ich Richtung Dead Horse Gap fahre.
Nach dem Dead Horse Gap gleicht die Abfahrt in Richtung Thredbo (ein typischer, im Sommer toter, Wintersportort) – Jindabyne einer europäischen Kilometerhatz. Vor allem die Strassen nach Thredbo sind sehr gut ausgebaut und einfach zu fahren.
In Jindabyne angekommen peile ich die erste Tankstelle an, wo ich endlich mein Abblendlicht ersetzen kann. Fast gegenüber bietet sich ein Hotel an. Ich nehme mir ein Apartement und verpflege mich im Hoteleigenen Restaurant. Ich bin fast der einzige Gast. Und dann beginnt es zu schneien. Mitten im Hochsommer…
Am anderen Morgen ist der Schnee aber wieder weg, empfindlich kühl ist es aber immer noch. Ich nehme die Strasse zum Charlottes Pass hoch. Da ich ziemlich zeitig unterwegs bin, komme ich gratis hoch. Normalerweise ist tagsüber nämlich ein Obulus für die Strasse zu entrichten, wie einige Hochalpenstrassen in Europa.
Wäre ich Australischer Ranger, könnte ich zwar bis zum Gipfel des Mount Kosciuszko fahren. Technisch wäre es auch mir möglich, die Piste sieht recht vernünftig aus. Viel Höhe ist auf den letzten Kilometer sowieso nicht mehr zu gewinnen, aber es hat hier halt ein Fahrverbot. Als typischer Bünzlischweizer achte ich natürlich die Autoritäten. Man soll die Behörden noch nicht unnötig reizen.
Wie üblich starte ich relativ früh, ich bin knapp vor 7 Uhr on the Road. Und werde gleich wieder eingebremst, vom Rotlicht vor der Baustelle am östlichen Ortsausgang von Jindabyne. Und die haben es heute nicht so eilig. 5 Minuten später bin ich aber wieder unterwegs. In Berridale biege ich nach Süden ab, auf die Dalgety Road. Der folge ich bis Dalgety wo sie auf den Snowy River Way trifft. Etwas später heisst die Strasse dann Ando Road und führt mich in südöstlicher Richtung bis zum Monaro Highway. Rund 2/3 der Ando Road bis hin zum Monaro Highway sind unbefestigt und da meist recht flach und sehr übersichtlich, kann ich der GS mal die Sporen geben und etwas durch die Kurven driften.
Dem Monaro Highway folge ich ein paar Kilometer weiter nach Süden, bei Bibbenluke wechsle ich wieder auf Schotter Richtung Cathcart. Wenige Kilometer östlich von Cathcart drehe ich nach Nordost auf die Tantawangalo Mountain Road, ebenfalls auf Kies. Die Strecke hat es in sich. Nach den offenen Strecken bis Cathcart ist nun wieder eine sehr disziplinierte Fahrweise am gesündesten. Auf Kies geht es in den Great Dividing Range, eine sehr kurvige Strecke die von der Hochebene auf 850 m nur noch etwa 50 Meter steigt, dann aber bis Candelo auf nur noch 100 Meter über Meer absteigt.
Ich folge der Signalisation in Richtung Princes Highway, nun wieder asphaltiert. Auf dem Princes Highway drehe ich nach Norden. Bega will ich aber umfahren und biege deshalb vorher nach Osten ab und gelange via Snowy Mountain Highway nach Tathra. Bei der Alten Werft ist nun eine Pause fällig.
Von nun an ist die Karte fast überflüssig. Über Mogareeka, Nelson, Barraga Bay, Bergamui, Mystery Bay, Narooma, Potato Point, Tuross Head, Moruya Heads nördlich bis Batemans Bay. Falsch fahren geht fast nicht, man muss sich nur an die Küste halten, und wenn es eine Sackgasse ist rechtzeitig bremsen, sonst gibt’s nasse Füsse.
Da diese Region die Feriengegend für Sydney ist hat es ganzjährig unzählige Unterkunftsmöglichkeiten in jeder Ortschaft.
Gestern habe ich zur Genüge die touristischen Küstenorte gesehen. Heute hab ich keine Lust dazu.
Gentleman start your engine; und dann stockt mir etwas der Atem. Früher hatte ich doch jeweils Spinnen vor meiner Mutter gerettet, oder umgekehrt. Aber da krabbelt ein Teil aus dem BMW Cockpit, das ich nicht gerne während der Fahrt plötzlich im Handschuh habe. Eine Schwarze Witwe sieht zwar anders aus, aber nach dem Fototermin muss ich sie leider des Motorrads verweisen.
Ich entferne mich nun etwas von der Küste um über den Princes Highway (1) flüssig nach Norden zu gelangen.
In Tomerong biege ich Richtung Jervis Bay ab. Diese Halbinsel gehört verwaltungstechnisch zu Canberra, hat einen eigenen Militär-Flughafen und eine kleine Marinebasis und steht mehrheitlich unter Naturschutz. Viele Wanderwege und einige Strassen durchziehen die stark bewaldete Halbinsel. Ich fahre bis zur nordöstlichsten Spitze, um von dort aus die Aussicht zu geniessen. Im Gespräch mit einer australischen Familie, die sich wundert, dass ich die allgegenwärtigen Papageien speziell finde, wird auch klar was auf der Strecke zwischen dem Beginn des Naturschutzgebietes und der grossen Dorfkreuzung so süsslich stinkt: Sie erklären mir dass das der typische Geruch verwesender Kangaroos oder Wombats ist, die von Autos erlegt worden wären.
Ich mache mich angesichts schnell fortschreitender Zeit wieder auf den Weg. Die Strecke durch das Kangaroo Valley wurde mir empfohlen. Also mache ich mich daran, das Tal zu erkunden. Der Spass hält sich aber in Grenzen. Das hängt nicht an der Strecke selbst, die ist wirklich schön, sondern am Wetter. Der Himmel öffnet kurz nach Nowra alle Schleusen. Es dauert nur Minuten und ich bin durchnässt. Ich entschliesse mich bald nach einer Unterkunft umzusehen. Das Nachtquartier finde ich kurz nach dem tropischen Regenfall im malersichen Kangaroo Valley, im Pioneer Motel. Es ist heute ein Motel, da ich etwas müde bin und keine Geduld habe, Alternativen zu suchen. Also steuere ich die erste Behausung an, die einen vernünftigen Eindruck macht.
Gar nicht schlecht, 60 $/Nacht; zum Aufwärmen geniesse ich ein heisses Bad im Whirl Pool…
Am nächsten Tag geht’s dann in einem grossen Schnatz nach Sydney. Eine coole Stadt, die jeder selbst mal entdecken muss.
Und dann ist es soweit, das Fahrzeug abzugeben. Dabei werden die Schäden inspiziert. Die Halterin von Bikescape gibt Entwarnung. Alles halb so schlimm, ich werde einfach nicht mehr die ganze Kaution zurück kriegen, den Rest übernimmt die Versicherung.
Der Flug zurück, eingezwängt mit all den anderen in der Holzklasse war dann nach den gemütlichen Solotrips durch Australien wieder alles Andere als super. Schon das Boarding, mit den schweren Stiefeln an den Füssen und dem Helm im Handgepäck, war lustig.
Die Fahrten im südöstlichen Australien waren von gut bis super und ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Andererseits muss ich sagen, dass der Aufwand schon nur mal hin und wieder zurück zu kommen sehr gross ist. Bedenkt man, dass Europa mindestens so gute Strecken zu bieten hat und man nicht dauernd Tausende von Kilometern abspulen muss um von einem interessanten Ort an den nächsten zu gelangen, ist das Aufwand / Ertragsverhältnis etwas fraglich.